Was ich werden will

Trotz fortgeschrittenen Alters schenkt mir meine Mutter jedes Jahr einen Weihnachtskalender. Sonst maule ich. Diesmal ist es einer mit einem flotten Spruch unter jedem Schokoladenstück. Hier eine Auswahl:

„Da hat der Weihnachtsmann aber Glück
Tim bringt das verloren gegangene Geschenk zurück.“

„Freudig hilft hier Papa Maus
dem Mausekind aus der Tasche raus.“

Seit Anfang Dezember reift, riff und reifte in mir deshalb ein neuer Berufswunsch: Kalender-Dichter. Im Frühjahr würde ich mir Bauernregeln ausdenken, im Sommer meinen Arztroman vervollkommnen und mich dann im Herbst gemütlich mit Punsch und Pilzen auf Sofas setzen und mein Bestes in der Dichtkunst geben. Etwa das:

„Der Nikolaus haut Klausi auf den Po
das prickelt unter seiner Kutte so.“

Zwei Tage lang würde ich meinen Punsch-und-Pilze-Rausch ausschlafen, bis mich der aufgeregte Abteilungsleiter vom Sofa klingelt: „Fräulein R.! So nicht! Sie wissen doch ganz genau, dass wir für KINDER schreiben! Der erste Satz MUSS kürzer sein als der zweite!“
„Sch-sch-sch-näuzelchen,“ würde ich sagen. „Ich wollte mal etwas Neues versuchen.“
„Wir sind ein würdiges Traditionshaus“, sabbert der Abteilungsleiter in seinen Schnauzer. „Aber ich gebe Ihnen noch eine Chance. Kommen Sie heute Abend bei mir vorbei, dann suchen wir gemeinsam nach dem Reim.“

Ich spränge fröhlich vom Sofa, zwängte meinen Weihnachtskalenderschokoladen-Hintern in einen vergangenen Minirock und triebe die Karriere voran. (Das täte ich auch gern im wahren Leben, ja, ich würde mich gnadenlos hochschlafen, Augen zu und drunter, aber leider hat mich noch kein Chef gefragt.)

Später bekäme ich die dichterische Verantwortung für einen Großauftrag aus Übersee, unsere Adventskalender würden die Christmas-Kultur revolutionieren, auf jeder Tüte stünden kleine seelenvolle Poesien, und vor lauter Dankbarkeit sängen alle Mitarbeiter des Traditionshauses am Heiligabend die Firmenhymne extra für mich, während der Abteilunsgleiter in einer finsteren Ecke eifersüchtig an seinem Schnauzer kaut.

Ein Leben, sage ich Euch, ein Leben wäre das!
saintphalle - 16:29

Ich würde

sofort 100 Kalender kaufen und sie persönlich unters Volk bringen. Aber sie dürften nur Verse enthalten, in denen der erste Satz länger wäre als der zweite.

Rattenbaum - 16:47

Oh, das ist nett!

Ich werd schon mal losdichten.

Trackback URL:
https://rattenbaum.twoday.net/stories/1300037/modTrackback

Mail-Geschichten

John
Really informative blog article.Really thank you! Want...
Smithd980 (Gast) - 22:53
John
omg! cant picture how quick time pass, after August,...
Smithc295 (Gast) - 18:48
hallo ramona ! ich würde...
hallo ramona ! ich würde gerne mehr über deine gummistiefel...
alex (Gast) - 20:46
Ich mag Gummistiefel
Ich mag Gummistiefel total gern, habe 4 paar von den...
Ramona (Gast) - 21:44
Verdient
hat er nichts anderes, der Bürokrat. Sex hat nun einmal...
SexBlog - 01:14

Archiv

Dezember 2005
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Die Entdeckung Amerikas
Geschichten aus dem glanzlosen Alltag
Geschichten von der Liebe
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren