Die Schleuse
„Nein, Herr, die Früchte sind noch nicht reif, dafür zieht keiner in einen Mallorquinischen Krieg“, sagt der Berater. Mein Mann hält mir einen Teller mit zwei Zentimeter großen Pflaumen hin. Sie schmecken wässrig.
„Für etwas wirklich Süßes sind sie zu groß,“ sagt er. Die Männer lachen ein dreckiges Feldzuglachen.
„Geht in den Saal, Herrin,“ sagt der Berater. „Wir kommen gleich.“
Im Saal sind alle vorderen Plätze an der Tafel schon belegt. Mich allein auf die Prunkstühle an der Stirnseite zu setzen, habe ich keine Lust. Ich setze mich auf einen Stuhl ans Ende. Die Schwangere zu meiner Rechten unterhält sich angeregt über Kinder. Keiner beachtet mich. Eine Freundin von ihr kommt zum Verabschieden. Es ist ihnen unangenehm, dass ich zuhöre. Die Freundin wechselt sogar ins Rückwärts, wohl ihre Kindergeheimsprache. Ich räuspere mich deutlich. Ein bisschen Respekt, meine Damen! „Und wenn du mal wieder in Theitz bist, dann schau nach unten, vielleicht laufe ich durch die Straßen“, sagt die Gehende.
Theitz. Der Gang, von dem aus man in die Neuzeit schauen kann. Lange nicht mehr dort gewesen. Ich laufe der Gehenden unauffällig hinterher. Gucke in faltenfrei restaurierte Einkaufsgassen, für die Touristen begradigt und gelackt. Nur ein Stück Gemäuer ist noch krumm und stumpf. „Schleuse, 13. Jh.“ steht auf einem Schild. Oh Mist, ich bin schon in der Neuwelt. Wie komme ich zurück? Wie komme ich bloß schnell zurück?
Ich taste das über die mittelalterlichen Mauern geschraubte Glas ab. Doppeltes Sicherheitsglas, keine Lücke. In die Schleuse zu springen, traue ich mich nicht. Sie funktioniert wie eine Klospülung, wer weiß, wie lange man unter Wasser ist. Stimmen nähern sich. Panik. Ich wache auf.
Die derzeitige Lektüre über das 14. Jahrhundert, Freund G., der mich neuerdings leicht tadelnd Prinzesschen nennt, der gestrige Besuch im Goetheschen Studentenclub – da ist klar, woher der Wind weht. Aber wie hinterhältig der Sandmann alles mit dem Motiv der Ausgeschlossenheit unterlegt, ist doch bemerkenswert.
„Für etwas wirklich Süßes sind sie zu groß,“ sagt er. Die Männer lachen ein dreckiges Feldzuglachen.
„Geht in den Saal, Herrin,“ sagt der Berater. „Wir kommen gleich.“
Im Saal sind alle vorderen Plätze an der Tafel schon belegt. Mich allein auf die Prunkstühle an der Stirnseite zu setzen, habe ich keine Lust. Ich setze mich auf einen Stuhl ans Ende. Die Schwangere zu meiner Rechten unterhält sich angeregt über Kinder. Keiner beachtet mich. Eine Freundin von ihr kommt zum Verabschieden. Es ist ihnen unangenehm, dass ich zuhöre. Die Freundin wechselt sogar ins Rückwärts, wohl ihre Kindergeheimsprache. Ich räuspere mich deutlich. Ein bisschen Respekt, meine Damen! „Und wenn du mal wieder in Theitz bist, dann schau nach unten, vielleicht laufe ich durch die Straßen“, sagt die Gehende.
Theitz. Der Gang, von dem aus man in die Neuzeit schauen kann. Lange nicht mehr dort gewesen. Ich laufe der Gehenden unauffällig hinterher. Gucke in faltenfrei restaurierte Einkaufsgassen, für die Touristen begradigt und gelackt. Nur ein Stück Gemäuer ist noch krumm und stumpf. „Schleuse, 13. Jh.“ steht auf einem Schild. Oh Mist, ich bin schon in der Neuwelt. Wie komme ich zurück? Wie komme ich bloß schnell zurück?
Ich taste das über die mittelalterlichen Mauern geschraubte Glas ab. Doppeltes Sicherheitsglas, keine Lücke. In die Schleuse zu springen, traue ich mich nicht. Sie funktioniert wie eine Klospülung, wer weiß, wie lange man unter Wasser ist. Stimmen nähern sich. Panik. Ich wache auf.
Die derzeitige Lektüre über das 14. Jahrhundert, Freund G., der mich neuerdings leicht tadelnd Prinzesschen nennt, der gestrige Besuch im Goetheschen Studentenclub – da ist klar, woher der Wind weht. Aber wie hinterhältig der Sandmann alles mit dem Motiv der Ausgeschlossenheit unterlegt, ist doch bemerkenswert.
Rattenbaum - 12:33