Gefährliche Schaffner

Früh um sieben Uhr im Zug Leipzig – Magdeburg. Pendlerin W. (ich) hat es gerade noch in den Zug geschafft, nachdem sie eine Viertelstunde auf den Automaten am Bahnsteig eingeredet hat, ihr doch eine Fahrkarte zu verkaufen. Sturer Automat, nichts zu machen. Der Schaffner kommt. Ähem, der Zugbegleiter. Dieser Zugbegleiter ist kurz geschoren, stämmig und so groß, dass ihm die Ärmel seines schmucken Jacketts zu kurz sind.

„Die Fahrkarte!“
„Der Automat .. kaputt ... blablabla.“
„Dann müssen sie zwei Euro fünfzig Zuschlag zahlen.“
„Was? Zweifünfzig? Ich kann doch nichts dafür, wenn der Automat kaputt ist und die Urlauber im ‚Servicepoint‘ Schlange stehen.“
„Unsere Automaten sind nicht kaputt.“
„Hah!“
„Wollen Sie frech werden?“
„Pah!“

Kreditkarte, blau und armselig, wandert zum Schaffner-Umhänge-Automaten, tragbar und mit einem Haargummi gesichert. Piiiiep. Abbruch.

„Ich muss einen neuen Akku holen.“
„Hah! Und Sie wollen mir erzählen, dass Ihre Automaten nie kaputt sind? Hier klappt doch nie was!“
„Wollen Sie frech werden?“
„Ich habe noch nie erlebt, dass einer dieser Automaten ohne Sperenzchen eine Fahrkarte ausgespuckt hätte. Und ich pendle fast täglich!“
„Hier sind 250 Fahrgäste in dem Zug. Und alle hatten eine gültige Fahrkarte. Nur Sie nicht.“
„Das glaube ich Ihnen nicht. Der Automat war schließlich kaputt.“
„Sie zahlen gleich 40 Euro erhöhte Beförderungsgebühr!“
„Wieso denn das?!“
„Weil Sie sich weigern, den festgesetzten Preis zu zahlen.“
„Was? Und was halten Sie da in der Hand? Doch meine Kreditkarte!!“
„Hören Sie mal, ich kann Sie auch vor die Tür setzen.“
„Und ich schreib mir Ihren Namen auf, hier sehen Sie, ich schreibe: Heeerr Müller. So. Ich werde mich beschweren!“

Die Leute drehen sich um. Null Solidarität in ihren Augen. Ist es noch zu früh dafür? Oder stehen die tatsächlich eine Stunde früher auf und stellen sich am Servicepoint in die Schlange? Ordern diese Omas da ihre Fahrscheine im Internet? Oder haben sie alle schon Bekanntschaft mit den klodeckelgroßen Händen des Herrn Müller gemacht? Vielleicht halte ich jetzt auch besser den Schnabel. Aber demnächst, da wird mich Herr Müller aber kennenlernen. Hah!
hobo - 23:28

schade ...

... pendle auch - andere strecke.
aber dieser müller wäre derjenige gewesn, der aussteigt.
tut mir leid, entschuldige!
solche tyoen bringen nur meinen beruf in verruf!!!

Merryl - 16:58

Müller-Milch

Nun möchte ich aber auch eine Fortsetzung lesen. Ein Anruf bei der Beschwerdestelle der Bundesbahn ist nämlich fast genauso lustig, wie sich mit Fahrgastbetreuern -oder wie die heißen- auseinanderzusetzen.
Ansonsten wird der Herr Müller ohnehin bald Bundeskanzler. "Unsere Automaten sind nicht kaputt!". Wer sowas mit der nötigen Überzeugung sagen kann, ist zu allem fähig.

Rattenbaum - 23:22

Für die Beschwerdestelle war ich bisher immer zu faul. Und selbst? Schon Erfahrungen oder Tipps?
Merryl - 12:50

Ernstgemeinter Tipp: Erspar es Dir! Wir gingen auf meiner Strecke mal soweit, dass wir umlaufend anriefen, so dass es jeden tag Rückmeldungen gab. Es brachte aber nicht viel. Es brachte gar nichts. Nun fährt zweischen Lüneburg und Hamburg eine private Bahn. Das brachte es. Auch wenn ich manchmal fürchte, dass die Fahrkartenknipser mir nicht immer zuzuordnendem Akzent nicht wirklich viel verdienen.

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